Georg-Christoph-Lichtenberg-Schule 

„Wir verschieben das klassische Verständnis von Unterricht in der Schule hin zu mehr Erfahrungen und interdisziplinären Projekten.“

Die Georg-Christoph-Lichtenberg-Schule in Kassel ist ein Gymnasium mit den Schwerpunkten Musik und Mathematik. Sie wird von etwa 1400 Schüler*innen besucht, die von 135 Lehrpersonen unterrichtet werden. Im Vorfeld der documenta fifteen bindet die CAMP notes on education-Partnerschule ihre Schüler*innen aktiv in die Auseinandersetzung mit zukunftsorientierten Fragen nach den ökonomischen und ökologischen Grundlagen unseres Zusammenlebens ein. Das Lichtenberg-Gymnasium gilt in Hinsicht auf die Einbindung von Medien und Informatik im Unterricht als Vorbild für Schulen des Bundeslands Hessen.

Im Rahmen des gesamtschulischen Projekts „Questioning documenta fifteen“ beschäftigen sich die Schüler*innen mit der lumbung Praxis, mit ruangrupa und mit der documenta fifteen. Es geht darum, eine fragende Grundhaltung einzunehmen, sich zu artikulieren und zu positionieren und schließlich verschiedene Zugänge zu Themen und Wahrnehmungen zu ermöglichen. Diese Auseinandersetzung soll insbesondere im Unterricht stattfinden: „Wir wollen ausprobieren, ob es möglich ist, das klassische Verständnis von Unterricht zu verschieben ­- hin zu mehr Erfahrungen, prozesshaftem Arbeiten und fachübergreifenden Projekten“, beschreibt der Schulleiter Stefan Hermes.

Geplant sind bisher Projekte zu visuellem Storytelling im Kunstunterricht, eine Beschäftigung mit den grundlegenden Werten der documenta im Ethikunterricht, ein Theaterprojekt und Projekte im Geschichts- und Politik- und Wirtschaftsunterricht. Dabei werden Schul-AGs, wie die Film-AG und die Schülerzeitung eingebunden, aber auch Anwohner*innen aus dem Stadtteil sollen in Diskussionen und Projekte einbezogen werden.

Cover Skizze: CAMP.

Knipsen, Texten und Teilen – mit diesem Auftrag ist die Dokumentationsgruppe als Reporter*innen während der Projektwochen unterwegs.

Aus der Auseinandersetzung mit lumbung in schulischen Strukturen während des zurückliegenden Schuljahres sind die beiden Projektwochen vor den Sommerferien entstanden: „Wir wollen ausprobieren, ob es möglich ist, das klassische Verständnis von Unterricht zu verschieben ­- hin zu mehr Erfahrungen, prozesshaftem Arbeiten und fachübergreifenden Projekten“, erläutert der Schulleiter Stefan Hermes.

Dadurch bekommen alle Schüler*innen der Lichtenberg Schule die Gelegenheit, nach ihren Interessen und in interdisziplinären Angeboten, in die sie sich frei einwählen durften, zu lernen. Einziges Pflichtprogramm ist dem übergreifenden Thema „Questioning documenta fifteen“ entsprechend ein Besuch der documenta fifteen.

Die Dokumentationsgruppe schaut in die vielfältigen Projektangebote hinein, um die Atmosphäre in Fotos und kurzen Texten einzufangen. Hier folgt eine Auswahl der Beiträge, die die Schüler*innen verfasst haben:

Pausencafé

Gemütliche Picknickdecken, dicke Kissen und Sonnenliegen verteilen sich in einer Ecke auf dem Schulhof. Dazwischen liegen Zeitschriften, kalte Limonade; auch ein Stand mit Jahrbüchern und Schülerzeitungen ist aufgebaut.

Zum Teilen von Gedanken liegen Notizbücher bereit. Auf dem Boden hat jemand* mit Kreide einen Spruch geschrieben: „Sehr viele und vielleicht die meisten Menschen müssen, um etwas sehen zu können, wissen, dass es da ist.“

Einige finden, dass das „Pausencafé“ auch nach der Projektwochen bestehen bleiben könnte. „Dieser Ort ist sehr schön zum Abschalten und Entspannen!“, sagt eine Schülerin, die auf einer Decke sitzt, „Ich kann hierher kommen, wenn ich gerade kein bestimmtes Projekt habe, mich mit Freundinnen treffen will oder einfach, um die Sonne zu genießen.“

Wandreliefs

Möchtest du dich mal richtig entspannen? Nicht mehr wie sonst in der Schule daran denken, ob das, was du tust, den Erwartungen entspricht?
Die Schüler*innen töpfern im Projekt „Wandreliefs“ ganz frei Gefäße, Platten mit Mustern oder kleine Tiere. Auf dem Tisch liegen auf Zeitungen ausgebreitet Werkzeuge zum Bearbeiten des weichen Tons. Im Hintergrund surrt die Töpferscheibe, daneben steht ein Eimer mit trübem Wasser.

Zwar wüssten sie nicht immer, was am Ende der Arbeit herauskomme, aber gerade das sei laut den Schüler*innen sehr beruhigend und entspannend. „Sich einfach mal gehen lassen und kreativ sein dürfen, ohne Leistungsdruck zu haben“, sagt jemand zu uns.
Eine Betreuerin antwortet auf unsere Frage, was diesen Kurs von allen anderen unterscheide: „In diesem Kurs arbeiten die Teilnehmer*innen nicht mit dem Kopf, sondern mit den Händen.“

– und ja, so wirkt die Atmosphäre auch auf uns. Am liebsten würden wir selbst noch bleiben und weiter zusehen, wie aus einer einheitlichen Knetmasse Traumlandschaften entstehen…

Plakate für den Umweltschutz

Wir machen Kunst für die Umwelt!

Auf dem Boden in der Pausenhalle haben Schüler*innen ein großes Plakat ausgebreitet. Darauf zu sehen ist eine Erde: Ein Kreis mit den Umrissen der Kontinente. Um sie herum liegen Plastiktüten, altes Papier in allen Farben, Lebensmittelverpackungen und Metalldosen.
Ziel ist es, den verschiedenen Müll auf die Erde zu kleben, um ein Zeichen gegen die drastische Umweltverschmutzung zu setzen.

Außerdem sei ihnen wichtig, dass alle zusammenarbeiten, denn nur so könne auch eine Lösung für das Problem gefunden werden. Das symbolisierten die Handabdrücke neben dem gemalten Planeten, erklären sie.
Wir haben eine Schülerin zum Projekt „Plakate für den Umweltschutz“ befragt:

„Wie gefällt dir das Projekt?“

  • „Ich finde es super!“

„Warum?“

  • „Weil ich die Zusammenarbeit mag. Wir sitzen alle auf dem Boden und bearbeiten das Plakat alle gemeinsam. Wir können uns unterhalten, uns gegenseitig helfen. Manchmal kommen neue Leute vorbei und sind neugierig auf das, was wir gerade machen.

 

Graffiti

Aus der grauen Wand am A-Gebäude malen Schüler*innen ein Kunstwerk! Dafür streichen sie sie in verschiedenen Farben an: rot, orange, gelb, grün, blau, rosa, lila…
Nachdem sie die Wand zur Vorbereitung weiß übermalt und dann mit schwarzer Sprühfarbe Muster darauf gesprayt hatten, füllen sie jetzt die Zwischenräume mit Farbe aus.

Die vorgezeichneten Linien verwandeln die Künstler*innen so in Berglandschaften, verrückte Gesichter und Sonnenaufgänge. Aus den abstrakten schwarzen Linien werden Stück für Stück Bilder. Es ist ein Kunstwerk, das immer weiter wächst!

Deshalb kommt das Projekt gut an bei den jungen Künstler*innen: „Es macht super viel Spaß, ich vergebe 10 von 10 Sternen“, sagte uns eine von ihnen.

 

Bunt gemustert und gefaltet – Arbeiten mit Papier

Mit Pinseln und Fingern gestalten die Schüler*innen viele verschiedene Muster auf Papierbögen. Dafür verwenden sie Farben, Kleister, den sie selbst aus Weizenstärke und Wasser kochen, Strukturen zum Durchpausen oder dicke Pappe.
Nachdem die Arbeiten getrocknet sind, schneiden sie sie aus und kleben sie auf stabilere Untergründe, um am Ende Hefte daraus zu binden. Ein Buch aus vielen bunten Papieren soll entstehen.

Wir haben eine Schülerin befragt, der das Projekt gut gefällt. Sie erzählt uns, dass sie es vor allem mag, viel selbst machen und ausprobieren zu können. Das Selbstgestalten der Muster, Formen und Farben mache ihr am meisten Spaß.
Das Foto zeigt einen kleinen Einblick in die Ergebnisse der Workshop-Gruppe.

Fotos: Schüler*innen der Dokumentationsgruppe.

Die letzten zwei Schulwochen stehen an und das heißt für uns: Projekte! Projekte! Projekte! 

Inspiriert von der documenta fifteen begibt sich dieses Jahr auch das Lichtenberg Gymnasium auf eine spannende Reise, denn: es stehen die ersten zwei Projektwochen der Schule an. 

Vom Physiklabor zum Radioteam bis hin zum Besuch der documenta. Vom Bratwurststand zum Glücksrad bis hin zur Podiumsdiskussion – alles ist dabei. 

In jedem Eckchen der Schule hört man spannende Gespräche oder bemerkt fleißige Gruppenarbeit an besonderen Konzepten, doch plötzlich vergeht die Zeit viel zu schnell.

Reichen zwei Wochen aus, um individuelle Spielräume für Schüler*innen zu schaffen, ihr Engagement zu fördern und endlich mal das zu machen, was sie wirklich interessiert?

Offensichtlich nicht. Denn obwohl sehr viele Projekte angeboten wurden, haben sich die

Ideen und Ansätze auf ein Vielfaches vermehrt. Die Freiheit, seinen Ideen freien Lauf zu lassen und der Mut, diese umzusetzen, haben in diesen 14 Tagen deutlich überwogen.

Diese zwei Wochen haben uns gezeigt, wie wichtig es ist, Schule durch Projektwochen zu ersetzen und Individualität zu fördern. 

Diese zwei Wochen haben uns gezeigt, dass junge Menschen wissbegierig sind und förmlich Hunger nach Neuem, Kreativem und Individuellem haben.

Diese zwei Wochen haben uns gezeigt, dass Vielfalt und Kultur auch Platz an Schulen finden kann, damit wir endlich lernen, unsere Freiheiten in der Kunst zu nutzen.

Fotos: Arzu, 2022.

 

Am 31.05.2022 um 15 Uhr werden die Pavillons auf dem Schulhof der Georg-Christoph-Lichtenberg Schule mit einer Feier eingeweiht. Die Unterstützer*innen und Beteiligten an der Realisation des Projekts werden anwesend sein, alle Interessierten* sind herzlich eingeladen. Die Studierenden des Fachbereichs Entwerfen und Baukonstruktion präsentieren ihre Arbeit in einer Ausstellung zum Entstehungsprozess.

Foto: Benjamin Zweig.

Ein halbes Jahr lang haben Schüler*innen der Lichtenberg-Schule gemeinsam mit Studierenden des Fachbereichs Architektur der Universität Kassel vier Pavillons entworfen, die Raum bieten für selbstbestimmte und kooperative Projektarbeiten.

Nach zweieinhalb intensiven Bauwochen stehen seit dem 31.03.2022 vier Pavillons auf dem Schulhof der Lichtenbergschule. Zu diesem Anlass lud die Schule mit dem Planungsteam um Andrea Schulze Wilmert und Jule Peters alle Beteiligten zum Richtfest ein. Am frisch aufgebauten Dach wurde ein Richtkranz angebracht, Schülerin Felicitas Dölle dankte allen Beteiligten und Zimmermann Jona Weißgerber hielt einen Richtspruch: „Schüler*innen und Student*innen bauten Hand in Hand – was besser ist als ein Akkugerät – und dazu noch mit viel Verstand. Mit aller Kraft und Willensstärke erbauten sie vier schöne Werke […]“.

Foto: Benjamin Zweig.

Ein halbes Jahr lang haben Schüler*innen der Lichtenberg-Schule gemeinsam mit Studierenden des Fachbereichs Architektur der Universität Kassel entworfen, geplant und in den letzten Wochen die Pavillons eigenhändig gezimmert. Mit Unterstützung der Eltern und Freiwilligen verbrachten die Studierenden und Schüler*innen aus den Jahrgängen 5 – 11 bei Wind und Wetter jeden Tag viele Stunden auf der Baustelle. Auseinandergenommene Paletten wurden zu Baumaterial umfunktioniert, aus der eine Grundkonstruktion in Holzständerbauweise errichtet wurde. Die Seitenwände und Dachflächen wurden transparent verkleidet. In den nächsten Wochen werden Schüler*innen in Zusammenarbeit mit Eltern ein Segel für die offene Fläche zwischen den Pavillons und Hussen zum Schutz vor Regen entwickeln.

Die Gestaltung der Pavillons unterscheidet sich deutlich von konventionellen Klassenräumen. In ihrer gegenüberliegenden Anordnung bilden sie einen Rahmen für selbstständige und kooperative Projektarbeiten, für kreativen Müßiggang und Ideenfindung und dienen als Forum für Präsentationen, Aufführungen und Diskussionen. Schüler*innen erhalten hier die Möglichkeit, den Raum selbst zu nutzen und immer wieder neu zu gestalten.

Video: Benjamin Zweig.

 

Projektvorstellung der.raum
16.02.2022 10:45 – 11:00 am

Das Projekt der.raum, das die CAMP-Partnerschule Georg-Christoph-Lichtenbergschule in Kassel zusammen mit Architekturstudierenden der Universität Kassel realisiert, wird im Rahmen der Semesterabschlusspräsentationen des ASL – Fachbereichs (Architektur, Stadtplanung und Landschaftsplanung) präsentiert. Mehr Informationen zu der.raum und CAMP notes on education finden sich hier.

Die Veranstaltung findet auf zoom statt:

https://uni-kassel.zoom.us/j/99651488352?pwd=VUtJandqTStzbHhja1dQaDlmZXpjZz09

Kenncode: 981649

der.raum Konzepte der Studierenden: instagram: @projekt.raum

Zusammen mit anderen Projekten, die sich im Wintersemester 21/22 mit dem Standort Kassel beschäftigt haben, findet im EG Foyer des ASL Neubaus (Universitätsplatz 9, 34127 Kassel) vom 15.-17.02.22 eine Präsenzausstellung statt. Das Programm zum allgemeinen digitalen Rundgang des ASL-Fachbereichs der Universität Kassel ist hier zu finden.

Die in einer Kompaktwoche entstandenen Entwürfe wurden weiterentwickelt und am 16.12.2021 einer Jury präsentiert. Die Konzepte zu den Entwürfen finden sich hier. Wettbewerbskriterien bestanden in der Nutzbarkeit, der Nachhaltigkeit und der Einbindung in die Brückenhofsiedlung. Geplanter Beginn der Bauphase ist Frühjahr 2022 und an der Umsetzung und in der Fassadengestaltung werden Schüler*innen beteiligt. Die Jury, bestehend aus Vertreter:innen des Fachbereichs Architektur der Universität Kassel, der Schulleitung und dem Kollegium sowie der Schüler*innenschaft der Georg-Christoph-Lichtenbergschule und der CAMP notes on education-Leitung, lobte insbesondere das enorme Spektrum der Konzepte und die vielfältigen Interpretation der Aufgabenstellung. In einem für alle transparenten Auswahlprozess wurde diskutiert, inwiefern mobile oder statische Lösungen einen Mehrwert für die Nutzung des Pavillons bieten würden. Aufgrund dieser unterschiedlichen Ansätze wurden schließlich zwei Siegerentwürfe gekürt, die sich in den nächsten Wochen weiterer Prüfungen unterziehen müssen. In der Zwischenzeit werden außerdem die Bauanträge für die ausgewählten Entwürfe geprüft.

 

In der Projektwoche vom 8. – 12.11.2021 an der Georg-Christoph-Lichtenberg-Schule trafen die Schüler:innen der Hausbau-AG und die Studierenden des Architekturfachbereichs der Universität Kassel das erste Mal aufeinander. Studierende und Schüler:innen hatten sich jeweils im Vorfeld mit Architekturbeispielen bestehender Pavillons beschäftigt. Während der Workshopwoche folgten dann eine Begehung des Schulhofs, eine Standortuntersuchung, die Konzeption und erste Entwürfe sowie der Bau von Modellen. Dabei ergänzten die Schüler:innen die bestehenden Projektgruppen der Studierenden.

Foto: CAMP notes on education.

Die Studierenden aus dem Semesterprojekt „der.raum“ kamen mit einer engen Aufgabenstellung, die sie im Laufe der Woche zu hinterfragen und neu zu denken begannen. Durch Gespräche mit den Schüler:innen ergaben sich andere und weitere Bedarfe und Wünsche, die sich auf das Nutzungskonzept auswirkten. Benötigt wird kein weiterer Klassenraum, sondern es soll ein Ort auf dem Schulhof entstehen, der lebendigen Austausch und Begegnung ermöglicht. Während der documenta fifteen und auch darüber hinaus soll der Pavillon aktiv in den Stadtteil eingebunden werden. Nicht nur die Schulgemeinschaft wird darauf zugreifen können, sondern der Raum wird gleichermaßen von den Anwohner:innen genutzt und bespielt werden können. Diese Öffnung hin zum Stadtteil und die vielfältigen Nutzungsweisen, beispielsweise auch als Ausstellungsfläche, sollen in den Entwürfen zum Tragen kommen.